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Aktueller Artname

Bubo bubo (Linnaeus, 1758)                                           

Uhu    

Foto Naturkundemuseum Kant. Mittelschule Uri

Artname bei Karl Franz Lusser

Strix bubo L.                                

Uhu, Grosse Ohreule, Kum-Uff    

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Text von Karl Franz Lusser

Die grosse Ohreule kommt nicht nur in den höchsten Gebirgen vor, beispielsweise in Ursern bei Realp. Sie lebt auch unweit von Altdorf, vorzüglich ob Bötzlingen im Rinächt. Am Tag weilt der Uhu hie und da auf grossen Saabachen [Saarbache oder Sarbaum = Pappel] im Schächenwald. Dieser gespenstartige Vogel erschreckt zuweilen furchtsame Passanten mit seinem dumpfen, ächzenden Ruf. Selbst Pferde können eine Furcht davor haben, sodass sie zittern, schnauben und stutzig werden. Dies habe ich einmal erlebt, als ich von einem Patienten kommend beim Mondschein am Rinächt vorüberritt und einer solchen Eule ihren Ruf erwiderte, worauf sie immer näher kam und immer lauter ihr „uhu“ ertönen liess. Wenn dieser Vogel sich auf der Sonnenseite aufhält und nachts seinen Ruf ertönen lässt, so prophezeit man gutes Wetter. Wenn der Ruf hingegen von der Schattenseite kommt, wird es stürmisch. Im Nachtrag schildert Lusser noch folgende Geschichte: 1855? nahm ein Uhu in einem Hühnerhöfli hinter dem Gasthof zum Schlüssel eine fette Gans. Er vermochte sie aber nicht zu verspeisen und kam deshalb die künftige Nacht wieder, um den Frass zu vollenden. Dabei merkte er aber einen Laurer und flog wieder weg. In einer folgenden Nacht wurde der Uhu erlegt.

Kommentar aus heutiger Sicht

Der Uhu ist die grösste einheimische Eulenart. Ab dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten verschiedenste Faktoren zu einem erheblichen Bestandesrückgang. Dank einem Jagdverbot seit 1926 und Wiedereinbürgerungen erholte sich der Uhu ab den Sechzigerjahren langsam wieder. Doch durch Verkabelungen, Verdrahtungen und durch den Verkehr erleidet er in der Schweiz heute noch herbe Verluste. Im Kanton Uri brütet er in den Felsen des Urnerbodens und des Rinächts. Sein nächtlicher Ruf ertönte im Juli 2020 sogar mitten in Altdorf aus dem Winterbergquartier.