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Aktueller Artname

Pyrrhocorax pyrrhocorax (Linnaeus, 1758)                     

Alpenkrähe ?  

Artname bei Karl Franz Lusser

Corvus  graculus Gmel.                                                               

Steinkrähe

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Text von Karl Franz Lusser

Die Steinkrähe, diesen höchst seltenen Vogel, habe ich vor einigen Jahren ein einziges Mal gesehen, ganz nahe unweit dem Clariden im Schächental unter einer Schar Alpenkrähen [wohl Alpendohlen].

Kommentar aus heutiger Sicht

In der Schweiz war die Alpenkrähe nie häufig, früher aber weiter verbreitet und zahlreicher. Seit Beginn des 19. Jh. waren zwei Verbreitungszentren im Bündnerland (Unterengadin) und im Wallis bekannt. Heute hält sich die Alpenkrähe nur noch im Wallis zwischen Fiesch und Martigny auf. Abseits bekannter Brutgebiete erschienen Einzelvögel am 5. Juni 1958 am Mythen (W. Fuchs), 1970 im Kiental BE, 1974 in Ennenda GL und 1980 in Kandersteg BE. Es ist also möglich, dass Lusser damals tatsächlich eine Alpenkrähe gesichtet hat. Es fällt dabei jedoch auf, dass Lusser für die Alpenkrähe den Namen „Corvus graculus“ (Steinkrähe) verwendete. Bei Fatio 1892 heisst dieser Vogel „Pyrrhocorax graculus (L.)“. Heute versteht man unter „Pyrrhocorax graculus (Linnaeus 1766)“ die Alpendohle, welche Lusser mit dem Namen „Corvus pyrrhocorax“ (Alpendohle, Schneekrähe) bezeichnete und welche bei Fatio „Pyrrhocorax alpinus (L.)“ heisst. Schinz nennt die Alpenkrähe „Pyrrhocorax graculus Cuv.“ oder „Corvus sylvaticus, Eremita et Cornubia Gessner“ (Steindohle, Alpendohle, Alpenrabe, Steinsage) und die Alpendohle „Pyrrhocorax pyrrhocorax Cuv.“ (Schneekrähe, Alpenkrähe, Bergdohle). Aufgrund des von Lusser beschriebenen sehr seltenen Vorkommens der Alpenkrähe im Kanton Uri ist es unwahrscheinlich, dass hier eine Verwechslung stattfand. Die unterschiedlichen wissenschaftlichen Artnamen müssen jedoch beachtet werden.