kl-096

Aktueller Artname

Loxia curvirostra Linnaeus, 1758             

Fichtenkreuzschnabel

Artname bei Karl Franz Lusser

Loxia curvirostra L.                                                     

Kreuzschnabel 

————————————

Text von Karl Franz Lusser

Der Kreuzschnabel verlässt uns das ganze Jahr nicht. Doch nur bei plötzlich rauher Witterung im Sommer oder Herbst und bei Schneefall bis in die Alpenwälder steigt er ins Tal hinab. Dort lebt er gesellschaftlich und fliegt sehr beschäftigt und immer lärmend von Tanne zu Tanne. Im Herbst fängt man in Ursern den Kreuzschnabel mit Leimstangen. Im Winter sieht man ihn nur einzeln oder paarweise. Bei strenger Kälte fliegt er vor die Fenster zerstreuter Bauernwohnungen und bettelt dort um Nahrung, wie dies die Sperlinge in den Städten tun würden. Dies habe ich bei Spiringen selbst gesehen. Im Herbst 1837 besuchten bei Altdorf einige Fichtenkreuzschnäbel täglich den Hanfgarten von meiner Schwägerin. Sie flogen nicht wie Finken und Distelfinken oben auf die Samenrispen, sondern kletterten von unten am Stengel aufwärts. Sie sollen zu jeder Jahrzeit brüten. In den Alpwäldern fliegen sie geschickt von Tanne zu Tanne, immer mit viel Lärm. Ob die grose Art L. pytiopsittacus auch schon hier geschossen worden ist mir nicht bekannt.

Kommentar aus heutiger Sicht

Der Fichtenkreuzschnabel ist im ganzen Kanton Uri verbreitet. Mit seinem gekreuzten Schnabel kann der Vogel die Samen zwischen den Schuppen von Nadelholzzapfen herausholen. Wie Lusser richtig schreibt, können Bruten in Abhängigkeit vom Reifezustand der Fichtensamen in jedem Monat stattfinden. Lusser bemerkt auch, dass ihm nicht bekannt sei, ob die grösste Kreuzschnabelart, der Kiefernkreuzschnabel „Loxia pytiopsittacus“ schon hier geschossen worden sei. Von diesem nordischen Gast, welcher bevorzugt in Finnland brütet, existieren für die Schweiz auch heute keine überprüfbaren Angaben. Interessant ist zudem Lussers Bemerkung, dass damals offenbar problemlos ein Hanfgarten angelegt werden konnte. Die Fasern aus dem Bast dieser Pflanzen wurden oft zu Seilen verarbeitet.