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Aktueller Artname

Montifringilla nivalis (Linnaeus, 1766)                                  

Schneesperling

Foto Urs Wüthrich

Artname bei Karl Franz Lusser

Fringilla nivalis L.                                                           

Schneefink-, Schneevogel           

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Text von Karl Franz Lusser

Dieser Bewohner der höchsten Alpen ist in unserem Land zwar keine Seltenheit, aber dennoch wegen seines Aufenthaltsorts nicht so leicht zu Gesicht zu bekommen. In kleinen und grösseren Scharen schwärmt er dort herum, wo stellenweise noch Schnee liegt oder Gletscher in der Nähe sind. Im Winter geschieht es in grosser Kälte manchmal, dass sich einige Tiere bis ins Tal um Altdorf verlieren. Zum Brüten steigen sie jedoch in die Felsregionen, wo Pinus mugo [Bergkiefer] das letzte Gehölz bildet. In Felsritzen, Alphütten, ja selbst in Mauerlöchern der Dörfern Andermatt und Hospental bauen sie ihre Nester. Diese können auch unter Dächern angelegt werden und werden dort mit Pferdehaar, Wolle und Federn ausgefüttert. Darin werden bis fünf ganz weisse Eier gelegt. Nager hat in 40 aufgefundenen Nestern junge Vögel mit ganz gelben Schnäbeln gefunden, welche sie bis zum kommenden März behalten haben. Wie die Bewohner entlegener Alpentäler scheinen auch die Schneefinken sehr neugierig zu sein. Als ich mich nämlich auf dem Schwalmis [Isenthal] einmal umkleidete und auf diesem Grat bloss im Hemd dastand, kam vom Brisen her eine Schar Schneefinken angeflogen, welche sich nahe bei mir auf die Erde setzte und die ungewohnte Erscheinung recht neugierig angaffte.

Kommentar aus heutiger Sicht

Der Schneefink ist heute in den höheren Lagen des Kantons Uri häufig anzutreffen, so namentlich auch im Urserntal. Er bewohnt die alpinen Rasen und Schutthalden in der Nähe von Felswänden. Er ist am leichtesten an Passstrassen sowie bei Bergrestaurants und Bergstationen von Transportanlagen zu beobachten. Die ehemaligen Militärbaracken auf der Furka gehören zu den bekanntesten und kopfstärksten Brutvorkommen der Schweiz. Die alpine Stufe wird auch im Winter kaum verlassen. Schneefinken profitieren bei Schneelage gerne von Futterstellen, beliebter bleiben jedoch auch dann Samen von Alpenpflanzen, die an Steilhängen und in Felsregionen fast immer zu finden sind.