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Aktueller Artname

Coregonus suidteri Fatio, 1885                                                       

Balchen 

Foto lawa.lu.ch

Artname bei Karl Franz Lusser

Salmo maraena                                                     

Bratfisch, Bläuling, Balchen

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Text von Karl Franz Lusser

Der Bratfisch oder Bläuling ist zu jeder Jahreszeit nicht selten im See.

Kommentar aus heutiger Sicht

Gemäss verschiedenen historischen Quellen war das Balchenzünden damals eine verbreitete Fangmethode, die im Nachtrag (S.372) auch Lusser erwähnt. Leute aus Bauen und Sisikon machten während der Laichzeit der Balchen Ende November anfangs Dezember ihre Beute. Sie wussten, wo sich die Tiere aufhalten und bezeichneten diese an den Felsufern durch grosse weisse Flecken. Bei Nacht fuhren sie mit einem Feuer auf dem Schiff dorthin und fingen mit ihren Netzen oft grosse Mengen. Als Lichtquellen wurden harzige Kienspäne verwendet. Dieser Fisch schmeckte gebraten und kalt in Essig und Öl schon damals sehr gut. Die Artenzusammensetzung der Felchenarten ist komplex. So unterscheidet die Forschungsstation Eawag heute zwischen dem pelagischen Schwebbalchen (Coregonus suspensus), dem Bodenbalchen (Coregonus litoralis) und dem litoralen Schwebbalchen (Coregonus intermundia). Der früher verwendete Artname Coregonus suidteri wird neuerdings nochmals aufgeteilt. Denn als Oliver Selz und Ole Seehausen die Innerschweizer Felchen für die Aktualisierung der Taxonomie morphologisch und genetisch untersuchten, zeigte sich, dass fast jeder See seine eigene Albeli- und „Bodenbalchen“-Art hat. Die Namen dieser „Sammelarten“ haben nun die ausgestorbenen Albeli des Zugersees (C. zugensis) und die Balchen des Sempachersees (C. suidteri) geerbt.

Coregonus sp. aggr.                                                                      Felchen

Poster von EAWAG

Die Vielgestalt der Felchenarten lässt Lusser bei seiner Aufzählung bereits an deren systematischen Einteilung zweifeln. So meint er, dass bei all diesen Arten die Altersverschiedenheit eine Rolle spielen möge. Die Felchen sind ein schönes Beispiel für die Evolution der Fischpopulationen infolge einer Isolation. Nach der letzten Eiszeit versiegten viele Zuflüsse zum Meer, sodass die lachsverwandten Tiere nicht mehr durchgehend wandern konnten. Sie passten sich den neuen unterschiedlichen Bedingungen an. Obwohl in ihrem Aussehen fast gleich, unterscheiden sich die Felchen in ihrer Lebens- und Verhaltensweise. So laichen Balchen und Albeli im Winter, Edelfische hingegen im Sommer. Gemäss info fauna (CSCF) leben aktuell folgende Arten und Unterarten im Vierwaldstättersee: Die grossen Balchen des Flachwassers „Coregonus sp“, unterteilt in die neuen Unterarten „Coregonus sp. nov.“ Bodenbalchen, Pelagischer Schwebbalchen und Benthischer Schwebbalchen, der Edelfisch des Tiefenwassers „Coregonus nobilis Haak, 1882“ und die kleinen Albeli im offenen Wasser „Coregonus zugensis“. In neuerer Zeit können auch DNA-Untersuchungen Auskunft über die Verwandtschaften der Felchengruppe geben. Um  dem schwierigen Artenbegriff bei Felchen Rechnung zu tragen, bleiben viele Autoren beim weniger einengenden Artnamen „Coregonus spp.“ oder „Coregonus sp. aggr.“, welcher die Felchen im weiteren Sinn als Aggregat mit unklaren Grenzen zu möglichen Unterarten umschreibt. Genetisch ist auch der Alpnacherfelchen „Coregonus sp. nov.“ im Alpnachersee, einem Seitenarm des Vierwaldstättersees, eine eigene Art.