kl-987

Aktueller Artname

Hirudo medicinalis Linnaeus, 1758        

Medizinischer Blutegel              

Foto Wikipedia

Artname bei Karl Franz Lusser

Hirudo medicinalis L.       

Wahrer Bluthegel           

————————————

Text von Karl Franz Lusser

Der wahre Bluthegel war früher in den Sümpfen von Seedorf und Attinghausen nicht selten. Ich bekam für meinen Gebrauch genug und zahlte für das Stück bloss einen halben Schilling, höchstens einen Kreuzer.  Seit Broussais neuem Systeme aber kamen Zürcher und Luzerner hierher, um die Blutegel aufzukaufen. Dies verstanden die hiesigen Sammler bald. Die Egel wurden rasch so vermindert, dass ich jetzt auch für einen Batzen das Stück nicht mehr genügend für meinen Bedarf bekommen kann und folglich von italienischen Blutegelhändlern meinen Vorrat ergänzen muss. Hierbei habe ich eine Verschiedenheit wahrgenommen. Auf dem Rücken ist der hiesige von dem italienischen nicht zu unterscheiden. Desto auffallender aber auf der entgegengesetzten Seite. Die hiesigen sind alle ohne Ausnahme braunschwarz und grünlich gelb oder gelblichgrau gefleckt, oder vielmehr marmoriert, während man unter den Welschen nur wenige so antrifft. die meisten Tiere sind einfach gelblichgrau oder grünlichgelb, ohne alle Flecken , und zwar die Kleinsten wie die Grössten. Die ungarischen Blutegel, welche ich auch bezog, gleichen den Italienern vollkommen. Hier, besonders im Silggen gibt es sehr grosse Tiere. Ich habe einzelne erhalten welche eine Länge von 7 bis 28 Zoll hatten.

Kommentar aus heutiger Sicht

Die Lebensräume des Medizinischen Blutegels sind schlammige, moorige und nährstoffreiche Gewässer mit Wasserpflanzen. Dort befällt er als Jungtier andere wirbellose Tiere, später auch Fische, Lurche und Säugetiere, einschliesslich des Menschen. Der Blutegel wird seit Jahrhunderten für einen Aderlass, eine Behandlung von Krampfadern, gegen Thrombosen und Venenentzündungen verwendet. Seinem gerinnungshemmenden Speichel werden auch weitere Heilwirkungen zugeschrieben. Das Tier war dem Arzt Karl Franz Lusser also bestens bekannt. In der Schweiz ist es für den Blutegel eng geworden. Da er aber in Apotheken gezüchtet wird, steht er immer noch für Behandlungen zur Verfügung.