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Holzwuchs nahe an einem Gletscher liegend an.
Auch von tollen Fuchsen weis man hier nichts. Tollheit scheint
den Bewohnern der Ebenen anzugehören.

21.  Felis lynx   der Luchs. Dieser entsezliche Räuber
ist zwar zum Glük für die Schafe sehr selten, doch
erscheint er zuweilen in unseren Bergen. Noch
diesen Sommer glaubt mann Spuren von einem zu
haben, und vor einigen Jahren 1811 wurde einer
an der Fronalp im benachbahrten Canton
Schwyz erlegt, nachdem man hier vergebens auf
selben Jagd gemacht hatte. 1837 wanderte wieder eine durch
in Seedorf wurd auf sie geschossen.

1858 – 59 trieb wieder eine in Ursern Unfug und nachher in Wallis.

22.  Felis catus domesticus   die Hauskazze. Diese
fehlt fast in keiner Familie. Verwilderte Kazzen
trift mann zuweilen in Wäldern an, aber
die eigentlich wilde Kazze, welche ich einmahl
bey der Probstey Bürglen auf dem Schwarzwalde
geschossen habe, komt meines Wissens hier
nicht vor.

23.  Hypudaeus terrestris   Wiesenmaus groeser als M sylv.

schwach behaarter Schwanz kürzer als der Leib.
die Ohren vor Kürze kaum messbahr.

24.  Hypudaeus arvalis   Akermaus, kleine Feldmaus.
kommen beyde hier vor, besonders leztere in den
Almändgärten von Altdorf und Flühlen.

erstere wirft auch Hauffen wie der Maulwurf
doch gröser und knolliger als die Brandmaus M. agrarius auch.

25.  Myoxus glis   grose Haselmaus, Siebenschläfer.
Auf Nussbäumen um Altdorf nicht so selten und da schädlich.

26.  Myoxus nitella   mitlere Haselmaus, Gartenschlaefer.
nur in höhern Gegenden Nager fand mehrere in Ursern und der Schellinen, ich
eine tod im Tieflauithal[1] am Bristen.

27.  Myoxus muscardinus   kleine Haselmaus alle
sind bey uns einheimisch, die mittlere wird
aber am seltensten angetroffen. leztere ist
am häuffigsten in den vielen Haselgebüschen.

28.  Mus rattus   die Ratte, Razmaus

Nakter Schwanz von der Laenge des Körpers
kleine nakte Ohren aus dem Pelz hervorstehend.

29.  Mus musculus   Hausmaus gemeine Maus

30.  Mus sylvaticus   Waldmaus, grose Feldmaus.
Alle diese zudringlichen Gaeste, die im Winter be-
sonders unsere Vorratskammern in Anspruch
nehmen, sind vom Thal bis in die Alpen hinan
sehr häuffig, und bekant. Die Ratte soll in höhern Gegenden
fehlen. Aus Mayen erhielt 2 weisse. gem: Mäuse.

In einem Geburg des Meyenthals wurde eine ganze Familie
weisse Mäuse gefunden. Ich sandte eine davon H.D. Schinz.

alle vermehren sich sehr stark dienen aber auch vielen Thieren als Nahrung.

31.  Aretomis marmotta   das Alpen-Murmelthier, Murme-
ten,[2] Munggen ziemlich gemein auf unsern Alpen.
uber der Holzregion werden im Sommer geschossen und im Herbst gegraben was aber
verbothen ist. Mann speist sie frisch und geräuchert, und die Aelpler halten das Fett
für eine Arzney, aus dem Pelz macht man Handschuh und Cappe die so mann isst schin-
det man aber nicht sondern schabt sie wie die Schweine.
Das Warnungspfeiffen hört man oft und weit in den andern Hochalpen.


[1] Tieflauithal – Teiftal zwischen Amsteg und Gurtnellen

[2] Murmeten ‒ Murmeltier, Urner Dialekt