Seite 322, Transkription

322.

38. Equus caballus   das Pferd wird in Ury ziehmlich
häuffig gezogen, und Handel nach Italien damit
getrieben. Die Race, die mann hier zieht,
ist ziemlich gros, und durchgehens von hellbrau-
ner Farbe, viel heller an Farbe, und an Gliedern
viel feiner, als die Pferdrace der benachbahrten
Cantone Bern, Aargau, Solothurn etc. obgleich
in der äussern Bildung dieser ehnlich.

39.  Equus asinus   der Esel wird nur selten als Haus-
thier gehalten häufiger noch die Bastarde
das Maulthier, und der Maulesel. Seit das Saumen
aufgehört verschwinden sie jedoch auch immer mehr.

40.  Antilope rupicapra   die Gemse. Sie, und ihre Lebens-
art sind von H. Schinz als Text zu Brodmanns lithographierten
Säugethieren, wie die Marmotte[1] und deren Lebensweise
sehr genau, und gut beschrieben. Den grosen
Nachstellungen ohngeacht, ist die Gemse in un-
sern Gebürgen noch ziehmlich gemein. Es giebt ein-
zelne Jäger im Land die deren uber hundert geschossen haben.
Man unterscheidet Grat- und Firnthiere von Waldthieren welche
leztere gew. grose alte Böke sind ‒ das trinken von warmem
Gemsblut um sich schwindelfest zu machen wird auch noch in Uri geübt
im Winterist hier die Jagd verboten.

41.  Capra hircus   die Ziege, Geis. Diese ist in Ury
ein sehr häuffiges Hausthier, und die Ernährerin
vieler armen Familien. lang- und kurzhaarige mit und ohne
Horn lezere heissen Mutsch.

42.  Ovis aries rustica   das gemeine Schaaf wird eben-
falls sehr häuffig gehalten, und zwar mit Recht,
weil so viele Gegenden unserer Hochalpen
mit keinem andern Hausthier benüzt werden
koennten. Auf solchen unwirthbaren Hoehen
weiden den Sommer über Truppen von vielen
Hunderten, ohne alle Aufsicht, und müssen
dann oft, wenn früh schwerer Schnee einfält
mit groser Lebensgefahr aufgesucht, und
befreit werden. Die hier am liebsten gehegte
Race /:Landschaft oder Schwäbische Raçe:/ ist mittlerer Groese, und hat etwas feinere
Wolle, als die Bergamasker, und Walliser Schafe, und
vermehrt sich sehr stark ‒ Spannische Schaafe,
die eine Gesellschaft hier einführen wollte fanden
bey den Bauren der schlechten Vermehrung wegen keinen Eingang.

[Randspalte Seite 322]

III. Ordnung  Dickhäuter, Pachÿdermata

1.  Genus Sus L.   Schwein
a.  S: Scrofha domest. L: /:37:/  Das gemeine Schwein

2.  Genus equus L   Pferd
a.  E. caballus   Pferd /:38:/

IV. Ordnung  Wiederkäuer, Ruminantia

1.  Genus   Hirsch Cervus L:
Früher hatte es deren ohne zweifel, da in gar vielen Häusern
Geweihe an hölzern Hirschkoepfen zu sehen waren.
Seit lange aber sind diese schönen Thiere aus unsern Bergen verdrängt.

2.  Genus Antilope Fath.   Antilopen
a.  A: Rupicapra Fath.   Gemse /:40:/

3.  Genus Capra L   Ziege
a.  Cap: ibex   Steinbok L ist ausgestorben
b.  Cap: Hircus L   Geis /41/

4. Genus Ovis L   Schaafe
a.  O: Aries   gem. Sch /42/

5.  Genus Bos L   Ochs
a.  Taurus L. /43:/   Ochs, Rindvieh


[1] Marmotte ‒ Murmeltier franz.