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43.  Bos taurus   der Hausochse. Kühe werden in Urÿ sehr
häuffig gezogen, indem das Gelände ganz für die Vieh-
zucht geeignet ist, und der Vieh-, und Käsehandel
exakt die ergiebigsten Erwerbszweige des Urners sind.
In den untern Gegenden des Reusthales wird die
mittlere Race gezogen, die meisten von castanien-
brauner Farbe – im obern Reusthal, und Ursern
aber die kleinere Race meist von fahlgelber,
oder graulich weisser Farbe – von der grosen
Race, wie mann sie in den Cantonen Bern, und
Solothurn Freiburg vorzüglich antrift, sieht mann hier
keine. Dieses schwerfällige ungelenksamme
Rindvieh paste nicht für unsere steilen,
oft gefährlichen Wege nach den Alpen, noch
weniger wären solche Kühe geeignet an den
steihlen Abhängen zu weiden, wo das von Regen
oder Tau nasse Gras oft wie Eis so schlipfrig ist.
Wegen den grosen weitschichtigen Alpen hällt mann,
besonders im Obern Reusthal, viel mehr Rindvieh
als mann den Winter über ernähren koenten, west-
wegen vieles davon zum überwintern in die Cantone
Unterwalden, und Luzern abgegeben wird.
So stark die Viehzucht in Ury betrieben wird
so spaarsam sind daselbst groesere Thiere
im wilden freyen Zustand, was wohl vorzüglich
daher rühren mag, weil in Ury die Jagd für
jederman ganz freÿ ist, und fast jeder Bauer
ein Schiesgewehr besizt, theils zur Sicherung
seine Eigenthums, theils zur Befriedigung
der dem Urner angebohrnen Jagd-, und
Schieslust.
Ueber die Lebensart der hier wild vorkommenden
Thiere bin um so weniger eingetretten – weil dies in
der Naturgeschichte, und Abbildungen der Säugethiere von
Schinz, und Brodman sehr ausführlich zu lesen ist.