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und sogar ein Nest mit vier Jungen in der Hoehlung eines
alten Wallnussbaumes in einer Matte bey Altdorf gefunden worden.

25.  Strix aluco   Nachtkauz, Nachthuri und Wiglen die ge-
meinste von allen Eulen um Altdorf, wo sie ihr Ge-
heul Hu, Harihu, Haio, und Hū Hū hů hů hů hūh
aus dem benachbahrten Bannwald in Mond-
hellen Nächten oft vernehmen läst, seltener ist
sie im Hochgebürge, doch wurde sie in Ursern im
Januar, und September gefangen.

Sie kommt oft nahe zu den Häusern läst sich dann aber mehr als Wigglen hören.

wig, wig, wig, wig schreiend. ob dies wohl das Geschrey des Weibchen?

Mann fand im Magen eines Kauzes 75 Stük Raupen
des verderbl. Kieferschwärmers. wie nüzlich also

weit und grausig tönt ihr Jammerruf aus den dunklen Tannen-
waldungen hervor Syrnium alucu. Tschudi die gemeinste aller Eulen.

26.  Strix passerina.   Die kleine Eule scheint ein beÿ uns nicht
ganz seltener Standvogel zu seyn, indem selbe schon
zu jeder Jahrszeit gefunden worden seyn soll   ist mir wirklich noch
zweifelhaft, weil alle die ich selbst sah folgende waren.

Surnia passerina von Lerchengröse schreit taed tae. tae, tae

27.  Strix dasypus   rauhfüssiges Käuzchen, auch diesen
Vogel fand ich hier er wurde im November 1814
von einem meiner Freunde im Walde bey
Altdorf geschossen, und in Ursern wurde er zweÿ-
mahl gefangen. Das eine Mahl im Januar das
ander mahl im September. Dort nistet er bestimmt.

Herr Nager fand 7 Eier in einem Felsloch welche Zahl für Raubvogel Seltenheit

Ein kleines Käuzchen kam in H. Säkelm. Schmids vor das Fenster geflogen.

Nyctale telmalmi Tschud
ruft ziemlich leise Kew, Kew, Kuuk, Kuuk, Kuuk.

28.  Strix pygmæa   Zwergeule Dieser seltene niedliche
Vogel scheint in unsern Bergen zu nisten, und
zwar in jenen Alpenwäldern, wo die Rothtannen
nicht mehr so schlank heranwachsen, sondern
mehrere Dolden treiben, und mit Bartmoos bewach-
sen sind, da wo Tetrao urogallus, Turdus torqua-
tus, picus trydactilus, loxia curvirostra, fringilla
citrinella, und Spinus? ihre Nester bauen. In dieser
Region Seewli und Gampeln wurde die Zwergeule zweÿ Jahre nachein-
ander erlegt, und zwar jedes Jahr am ersten Heu-
monath bey der Morgendämmerung. Beÿde Exemplare
habe ich an Herrn Professor Schinz in Zürich abgetretten.

Sie ist noch kleiner als passerina
deren sie übrigens nahe steht.

Allen Eulen hat der Schöpfer langes
weiches Gefieder gegeben und einen sehr leisen Flug.

29.  Picus martius   Schwarz Specht, Wald Specht nicht so
selten in den grosen Waldungen vom Thal bis in die
Alpen hinan das ganze Jahr hindurch

z.b. im Bannwald und Grunwald[1] ob Altorf wo mann sein Geschrey
und Trommeln in alten Tannen nicht selten wahrnimt in hoehern
Regionen als z.B. Ursern erscheint er nur als gros-
se Seltenheit. Nur Sommer und Fruhling hört mann ihn schreien
und in Tannen schissen.

Im Flug schreit er schnell Rud Rud Rud stillsizzend langsam

30.  Picus viridis   Grün Specht Sehr häuffig in den Wäldern
und besonders den Baumgärten des Thales zu allen
Jahrszeiten in Ursern erscheint er nur im Herbst.

Wenn er am Morgen immer schreit gibt’s auf den Abend Regen.

31.  Picus viridicanus Meyer   grauköpfiger Specht ein einziges
Mahl schoss ich ein Weibchen davon im July 1816 un-
weit Altdorf, Herr Nager fand ihn zweÿmahl in Ursern.
Scheint jedoch hier im Lande selten zu seÿn.

P. canus Gmel. Tschudi sagt in der Bergregion nicht selten
soll viel auf den Boden fliegen, das thut aber der Grünspecht auch.

alle Spechte fliegen im Bogenflug                                    indem sie mit den
Flügeln schnell rudern, dan selbe anschliessen, und sofort schiessen.


[1] Grunwald – südlich Eggberge, oberhalb Waldi, Bürglen (Dufour – Karte von 1875)