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32.  Picus major   Bundspecht, Rothspecht allenthalben
und zu jederzeit gemein vom Thale bis in die Al-
penwaldungen hinan.

33.  Picus medius   Weisspecht, Mittelspecht ebenfalls
mit, und neben dem vorigen doch viel seltener.

34.  Picus minor   Gras Specht zu allen Jahrszeiten
nicht selten, doch auch nicht häuffig, am meisten
trift mann ihn in gebautem Land[1] auf Nussbäumen
an, aber auch selbst in subalpinischen Wäldern
habe ich ihn gesehen in hoehern Regionen wie
Ursern soll er sehr selten vorkommen. Spring-
lis[2] Bemerkung, das der Grasspecht gewoehnlich
abwärts statt aufwärts klettern fand ich nicht be-
stättigt obwohl ich oft Gelegenheit hatte dieses
schoene Spechtchen zu beobachten.

Das nidliche Klettern ist Sache der Spechtmeise Sitta cæsia.

35.  Picus tridactÿlus   dreyzehiger Specht in den Alpen-
wäldern nicht so selten wo er auch brüthet. En-
de Junys und Anfang Julÿs hoert mann allda oefters
das Geschreÿ der flikken[3] Jungen; und geht mann
diesem nach, so findet man gewoehnlich in einem
kleinen Umfange an abgestorbenen Rothtannen
drey bis vier Junge nebst den beyden Alten, wovon
aber nur das alte Mänchen die schoene gelbe
Blatte auf der Scheitel hat. Sie lassen sich auch
wie die Bundspechte duch Anklopfen an einen
Baum, oder den Gewehrschaft in die Nähe lokken.
In tieffern Waldungen so wie hoeher als in Ursern
ist dieser Specht eine Seltenheit.

36.  Yynx torquilla   Drehhals hier S corticola genannt
erscheint im Aprill nistet in hohlen Bäumen
an Hekken, und verliert sich schon wieder Ende
Augusts, wo er im Herbst häuffig in Ursern auf
dem Strich gefangen, und als Delicatesse verspeist
wird.

Er macht drollige Verdrehungen mit dem Halse.

37.  Sitta cæsia  Blauklette überall bis nahe an die
Alpen hinan zu jeder Jahrszeit gemein.

Komt mit Meisen vor die Fenster.

Sitta æuropæa L bes in Bergen sehr gemein und laut auf
Nusbäumen hämmernd lauffen immer an den Bäumen abwärts

38.  Certhia familiaris   Baumläuffer häuffig im
Thale um Altdorf in Baumgärten, und den Schachen[4]
an beyden Ufern des Schächens, wo er besonders auf
Saarbachen und Masholder[5] seine Nahrung zu holen
scheint – er nistet gewöhnlich in hohlen Bäumen
fand aber auch ein Nest zwischen zwey angefaulten

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III Ordnung  Klettervögel Scansores

1   Familie Picoidæ   Spechtartige

1.  Genus Picus L   Specht.
a.  P. martius L /:29:/
b.  P. viridis L. /:30:/
c.  P. canus Gm: /:31:/
d.  P. major L. /:32:/
e.  P. medius L /:33:/
f.  P. minor L /:34:/
g.  P. tridactylus L. /:35:/

2.  Genus Yunx L:   Wendehals.
a.  Y. torquilla L. /:36:/

II Familie Sammfingerige? Anisodactylæ

1.  Genus Sitta L   Spechtmeise
a.  S: cæsia Mey. /:37:/

2.  Genus Certhia L.   Baumläuffer
a.  C: familiares L.: /:38:/

3.  Genus Tichodroma Illig
a   Tich: phœnicoptera /:39:/ Tem.

4   Genus Upupa L   Wiedehopf
a.  U: Epops L. /:40:/

III. Familie

1   Genus   Bienenfresser Merops L.
a.  M. apiaster L

            ein junger Jaeger behaubtete im März einmahl 2 glänzend grune Voegel
            wie Schwalben fliegend auf der Allmänd gesehen zu haben welche Bienenfresser gewesen sein             mögen was um so eher möglich ist da öfters um diese Zeit kl. und gr. Schaaren durch das          Wallis ziehen sollen.

2.  Genus Alcedo L   Eisvogel.
a.  A. ispida L. /:41:/

IV Familie

1   Genus Cuculus L   Kukuk
a.  C. canorus L. /:42:/
C: rufus /:43:/ ist nach neuern Forschungen blos Varietät.

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[1] gebautem Land ‒ gedüngte Wiesen

[2] Springli ‒ Daniel Sprüngli (1721-1801) Naturforscher, Bern

[3] flikken ‒ flügge

[4] Schachen ‒ Strauchwald längs von Seen und Flüssen

[5] Saarbachen und Masholder ‒ Schwarzpappeln und Feldahorn