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bringt er einsam in den dichten Subalpinischen
Wäldern zu.
Tschudi sagt in dem Feldgehöze der Ebene. Er nimmt genug gute
Haselnüsse in den Kropf knackt dan vergnugt und eilt auf einen Stein oder dicken
Baumast wo er eine nach der andern wiederum auswürgt, aufhakt und den Kern frist.

54.       Coracias garrula   Mandelkraehe. Diesen schoenen Vogel
fand sich noch ein einziges Mahl bey uns, nehmlich im
September 1822 in einem Erlengehoelz an der
Reus bey Seedorf, wo ihn mein Schwager Haubtmann Josef Müller
deutlich erkannte.
In Felskluften des Vierwaldstätter Sees habe mann schon
alte Mänchen entdekt so das er da zu brüten scheint Tschudi.

55.       Oriolus galbula   brüthen alle Jahre an verschiedenen
Orten in den Gebürgswaldungen an der Grenze des
Kirschbaumes. ‒ bey ihrer Ankunft im März
und Wegziehen im September sieht mann sie nicht
selten in der Thalfläche um Altdorf, und werden
auch auf ihrer Reise über den Gotthard in Unseren
nicht selten nebst vielen kleinen Voegeln in
Beglinen[1] gefangen, und verspeist.
auf dem Gotthard fängt mann sie zuweilen so häuffig,
das sie lebend zu 5-6 bep. verkauft werden zu Anfang September Tschudi

56.       Lanius excubitor   Neuntoeder Dornenägerst. Im Sommer während
der Bruthzeit erinnere mich nicht ihn je gesehen
zu haben, soll jedoch in den Bergregion
auf Weisdornen und ehnlichen Bäumen brüten
und zwar im May /:Tsch: [Tschudi], wohl aber oefters im Frühjahr, Herbst
und Winter auch in Ursern sieht mann ihn im Herbst
nicht selten. Ein schöner aber scheuer Vogel.

57.  Lanius minor   grauer Würger Herr Nager fand
ihn in Ursern fast jahrlich zu Anfang Octobers
aber nie mit schwarzer Stirne.

58.  Lanius ruficeps   rothkoepfiger Würger sehr selten
um Altdorf nur im Aprill 1817 fand ich ein Pärchen
auf der Allmänd – In Ursern aber werden auf
der Durchwanderung fast alle Frühling und Herbst
einzelne angetroffen. 1837 sah ich im Sept wieder 2 bey Seedorf.

59.  Lanius spinitorqus   rothrükiger Würger, Scarcere
einzelne Paare kommen im Aprill an, und brüthen
hier vom Thal bis hinauf nach Ursern wo sie bis
Ende Septembers verbleiben. Schon Ende August
oder erst im September nachdem früher oder später
kühle Witterung eintritt, geht der Zug dieser Voegel
durch unser Land von Norden nach Suden an, wobey
sie sich in den die Matten umzäunenden Grünhäge
und Gebüschen aufhalten, und sich immer der Sonne
zukehren, so sieht mann sie beständig, den Morgen
hindurch auf der Ostseite, der Heken den Nachmittag
aber auf der Abendseite derselben auf Beute lauren.


[1] Beglinen ‒ Böglinen: Bogenfallen, Schlingen