Seite 365, Transkription

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Die Amphibien des Urnerlandes

10 Gen: 20 Spec: 1832.

 1.   Testudo græca   Die gemeine Landschildkroette
Schon über hundert Jahre lebt eine in dem
von Mauren umschlossenen Gut des Herrn
Rathsherr Lusser in Altdorf, die sich jedoch
nur selten sehen läst, früher war ein
Paar daselbst. Seit circa 20 Jahren wird
jedoch nur eine gesehen, auch diese wurde
bey drey Jahren nicht wieder bemerkt, und
mann glaubte sie Tod, diesen Sommer aber
kam sie wieder zum Vorschein, aber sie
ist scheu und verkriecht sich alsobald wieder.
Vor einigen Jahren hatte ich eine von einem
Welschen gekauft, und im Guth meiner Schwie-
germutter lauffen lassen, und hatte meine
Freude daran ihr zuzusehen, wie sie die Schneken
fieng und verschlang, aber schon den näch-
sten Winter starb sie. Sie hatte sich blos auf einer
Mauer unter Epheu verstekt, wo ich sie im Spätherbst nicht
suchte und im nächsten Frühjahr zufällig erfroren fand.

Im Juny 1859 legte diese alte Schildkrötte bey groser Hitze
3 Eyer wie Taubeneyer aber auffallend schwer.

 2    Laçerta agilis auch saepium   Die gemeine Eidechse ist an Mauren
und warmen steinichten Orten sehr häuffig, und
selbst bis in die Alpen hinan an ehnlichen Orten
nicht selten. Bem: vielleicht ist die in den Bergen vokommende
Eidechse eine andere, braucht nähere Untersuchung.

 3    Lacerta pyrrhogaster   Die safranbauchige Eidechse,
[ . . . ?] 5-6ʹʹ lang Nusbraun mit schwarzen Streiffen,
das Männchen blaugrunem, schwarzem geflektem
das Weibchen orangefarbnem Unterleib.

Zootoca pyrrhogaster steigt 7 – 9000

 4    Lacerta montana.   Bergeidechse glaube sie einmahl
auf einem Steinblok zur Gand deutlich erkant zu
haben. Dr. Otth von Bern[1] hält diese wie L nigra und L: vivipara
Schneider blos für Altersvarietäten von obiger.
fand seither eine am Rophaien mich dünkt sie wegen der
schlanken Gestalt und grösern Behendigkeit von obiger verschieden

Zootoca nigra wurde auf dem St. Gotthard gefunden,
grosse Seltenheit.

NB: Die etwas grösere dunklergesprenklete Mauereidechse Podarcis
numilis glaube einmahl bey Trudelingen gesehen zu haben.
Alle erstarren den Winter über und erwachen bey erster Frühlingswärme

Echsen und Kröten sollen in Ursern fehlen

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I. Ordnung. Saurier Saurii

1   Genus Lacerta L   Eidechse
a:  L: agilis Merr: /:2:/
b:  L. muralis St.[urm] ohne Zweifel auch und von mir mit voriger blos verwechselt worden
     ‒ mir kommen mehrmahl eine Verschiedenheit vor, mus mich auf selbe besser achten.
c.  L. montana Mikan pyrrh. und crocea des Sturm /:3:/
d.  L. nigra Sturm Schinz fand eine auf dem Gotth. /:4:/

2   Genus Anguis   Schleichen
a:  A: fragilis L. /:5:/

II Ordnung  Schlangen Serpentes

1   Genus Coluber   Natter
a.  C. natrix  L /:6:/
b.  C. austriacus /:7:/

2.  Genus Vipera   Viper
a.  V: Berus Daud.  sah einmahl 2 beysammen am steinigen
     Schächenufer am Fuss vom Lattenried.
b.  V. prester /:9:/
c.  V: Rhedii /:8:/
     V. prester soll nur eine schwarze Var. von V. Berus seyn.

Forts: pg: 366.


[1] Die Reptiliensammlung von Dr. Otth liegt im Naturhistorischen Museum Bern.