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Aktueller Artname

Athene noctua (Scopoli, 1769)                                 

Steinkauz    

Foto Naturkundemuseum Kant. Mittelschule Uri

Artname bei Karl Franz Lusser

Strix pygmaea                              

Zwergeule             

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Text von Karl Franz Lusser

Dieser seltene, niedliche Vogel scheint in unsern Bergen zu nisten, und zwar in jenen Alpenwäldern, wo die Rottannen nicht mehr so schlank heranwachsen, sondern mehrere Dolden treiben und mit Bartmoos bewachsen sind. In der Region Seewli [Silenen] und Gampelen [Schattdorf] wurde die Zwergeule zwei Jahre hintereinander erlegt, und zwar jedes Jahr am ersten Heumonat [Juli] bei der Morgendämmerung. Beide Exemplare habe ich an Herrn Professor Schinz in Zürich abgetreten.

Kommentar aus heutiger Sicht

In der neueren Literatur findet man keinen Vogel mit dem Namen Strix pygmaea. Naumann (1822) und Buffon (1792) bezeichnen jedoch den Steinkauz als Zwergeule. Seinen Name erhielt er, weil er nebst Höhlen auch gerne Ruinen, Ställe, Kirchen und Weinkeller bewohnt. Der Steinkauz galt schon im alten Griechenland als Symbol der Weisheit und war Sinnbild der Göttin Athene. So hat er auch den wissenschaftlichen Namen erhalten. Seit den Fünfzigerjahren  des letzten Jahrhunderts setzte in der Schweiz ein schneller Rückgang des Bestandes ein. Die Atlaskartierung 1972-76 (Schifferli et al. 1980) erbrachte schon keine Hinweise auf Vorkommen des Steinkauzes im Kanton Uri mehr. Ornithologe Hans Meier sah im Kanton Uri keine Brutnachweise und machte nur spärliche Beobachtungen des Steinkauzes, so am 27.3.1954 auf einem Baum am Reussdamm bei Seedorf und am 8.12.1961 in einer Mauernische in Altdorf. Dank engagierten Vogelschützern in einem über die Grenzen reichenden Netzwerk brütete nach vier Jahrzehnten Abwesenheit 2023 wieder ein Steinkauz in der Nordwestschweiz. Es bleibt jedoch eine grosse Herausforderung, dem Steinkauz eine Rückkehr in die Schweizer Kulturlandschaft zu ermöglichen.