HT-43

Aktueller Artname

Bos taurus Linnaeus, 1758                   

Hausrind

Foto Urs Wüthrich

Artname bei Karl Franz Lusser

Bos taurus L.                            .

Rindvieh, Ochs

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Text von Karl Franz Lusser

Kühe werden in Uri sehr häufig gezüchtet, weil hier das Gelände für die Viehzucht sehr geeignet ist und weil Vieh- und Käsehandel die ergiebigsten Erwerbszweige des Urners sind. Im unteren Reusstal wird die meist kastanienbraune mittlere Rasse gezüchtet. Im oberen Reusstal und in Ursern aber die kleine, meist fahlgelbe oder gräulich-weisse. Von der grossen Rasse, welche man besonders in den Kantonen Bern und Freiburg antrifft, sieht man hier keine. Dieses schwerfällige und ungelenke Rindvieh passt nicht auf unsere steilen, oft gefährlichen Wege zu den Alpen. Noch weniger wären solche Kühe geeignet, an steilen Abhängen zu weiden, wo das Gras vom Regen oder Tau oft so schlüpfrig ist wie Eis. Wegen den grossen und weiträumigen Alpen hält man besonders im Oberen Reusstal viel mehr Vieh, als man im Winter ernähren kann. Deshalb werden viele Tiere zum Überwintern in die Kantone Unterwalden und Luzern abgegeben. So stark die Viehzucht im Kanton Uri betrieben wird, so spärlich kommen andere grössere Tiere im wilden und freien Zustand hier vor. Dies mag daher rühren, dass im Kanton Uri die Jagd für jedermann vollkommen frei ist. Fast jeder Bauer besitzt ein Gewehr, teilweise zur Sicherung seines Eigentums, teilweise zur Befriedigung der dem Urner angeborenen Jagd- und Schiesslust.

Kommentar aus heutiger Sicht

Lusser ist auf die Lebensart der hier wild vorkommenden Tiere nicht sehr tiefgreifend eingetreten, weil dies in der Naturgeschichte und den Abbildungen der Säugetiere von Schinz und Brodmann sehr ausführlich zu lesen sei. Doch über das Hausrind gibt er uns interessante Details bekannt, welche nicht nur über die Tiere, sondern auch über die Menschen von damals und deren Lebensweise aussagekräftig sind.